Überflutung und die Rolle von Bodenbelägen
Die schwersten Regenfälle „seit Beginn der Wetteraufzeichnung“ haben im Februar Landstriche in England überflutet - fotografische Eindrücke hier: www.bbc.com/news/uk-26170904 . Die Antwort: Flüsse ausbaggern, höhere Deiche, wasserdichte Türen, neue Märkte, neue Versicherungsprodukte? Ein Dorf in Somerset hat ein Experiment gewagt, und gewonnen, etwa 100 Häuser wurden diesmal verschont, nachdem der National Trust Auen und Teiche wiederhergestellt, Drainagen entfernt und neue Gehölze angepflanzt hatte. Ein Ansatz zum Paradigmenwechsel - Jahrhundertelange Bestrebungen, Wasser so schnell wie möglich zum Meer zu befördern, wurden umgekehrt. Berichterstattung im Guardian (Englisch): www.theguardian.com/environment/2014/jan/10/flood-defence-nature-experiments.
Und daß neben der Drainage auch die Kompaktierung des Oberbodens beim konventionellen Landbau zu Überflutungen beiträgt, merkt John Gummer an, Staatssekretär für Umwelt 1993-1997 - siehe www.theguardian.com/commentisfree/2014/feb/14/climate-change-floods-government (ebenfalls Englisch).
Eine weitere technische Entwicklung die es schon lange gibt aber die bisher noch nie kommerziell gegen Asphalt (Bitumen) bestehen konnte sind poröse Bodenbeläge. In dem folgenden Video (ebenfalls Englisch) wird ein solcher Belag vorgeführt (ab Minute 1:08): www.itv.com/news/2014-02-21/could-more-be-done-to-prevent-devastating-floods. Diese Beläge werden "sustainable urban drainage" (SuDs) genannt, weil sie primär in Städten die weiträumige Versiegelung aufheben könnten. Zu den SuDs zählen manchen Industrievertretern nach auch andere Methoden der Teilversiegelung, z.B. Rasengittersteine, Porenpflaster oder Pflasterung mit weiten Fugen, die mit Rasen oder Splitt gefüllt sein können. Alle diese Methoden eignen sich nur für gelegentlich bis moderat befahrene Flächen, z.B: PKW-Stellplätze oder Grundstückseinfahrten, da sich die Poren ansonsten schnell mit Reifen- und Bremsabrieb, Dieselruß oder anderen Partikeln (zusammenfassend auch "Straßendreck" genannt). Detaillierte Informationen zu den klassischen Teilversiegelungsmethoden hat die Stadt Siegen herausgegeben: www.siegen.de/doc.cfm?seite=282&urlDoc=olsformulare/Versickern_statt_Versiegeln.pdf. Die im Video gezeigten harzgebundenen Aggregate finden keine Erwähnung.
Bei der wasserdichten Tür im Beitrag kommen mir sofort die Zweifel, wie lange die Gummifuge dicht bleibt, und ob nicht eine Ritze im Mauerwerk daneben den Schutz zunichte macht - Häuser komplett wasserdicht zu bekommen erscheint mir unrealistisch bzw. sehr teuer. Anzumerken bei einigen dieser Versickerungsmethoden ist, daß eine Wiederherstellung der ökologischen Funktion der Oberfläche nur sehr bedingt stattfindet, da es nicht vorgesehen ist, Wasser zeitversetzt durch Kapillarwirkung wieder nach oben zu ziehen und zu verdunsten. Nur Pflanzen können dies effektiv mit ihren Wurzelsystemen und aktiver Transpiration, und nur hierdurch wird das Lokalklima maßgeblich beeinflusst.
Drainage und dadurch Trockenlegung von Torf (peat) wird am Anfang des Videos ebenfalls angesprochen. Unsere Landschaft funktioniert natürlicherweise wie ein Schwamm, maximiert die Aufnahmefähigkeit und Retention von Wasser. Anbau nicht standortgemäßer Feldfrüchte erfordert aber die Trockenlegung im Sommer, und unsere erdölbasierten Siedlungsstrukturen tun ihr übriges. Ein Umdenken findet aber statt.
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